Werte

Kürzlich beklagte jemand einen zunehmenden Werteverfall in der Gesellschaft. Es ginge nur noch um (Massen-)Konsum und soziale Medien. Gleichzeitig gerieten viele Dinge schlicht außer Kontrolle.

Im Übrigen sei es nicht sehr wertvoll, wenn diese ganzen sich selbst maßlos überschätzenden und oberflächlichen Backpacker an jeder Ecke Insta-selfies machen und von Klippen springen, um ein virales Video zu machen. Dabei einen schönen englischen Begriff gelernt: “Airheads”.

Was ist das für eine Welt, wo sich alles nur noch darum dreht?

Ich musste da erstmal länger drüber nachdenken. Ich habe selber auch den Eindruck, dass es etwas aus der Mode gekommen ist, Werte zu haben (und danach zu leben). Nur ein Beispiel: Preußische Pflichterfüllung.

Ich meine nicht, einer Autorität blind zu folgen und Befehle unkritisch auszuführen. Ich meine schlicht, seine Pflichten ordentlich, pünktlich, anständig und so gut wie möglich zu erfüllen. Sich Mühe geben, sich anstrengen und auch mal das tun, worauf man keine Lust hat. Sich auch mal quälen. Ich beobachte, dass sich junge Menschen nicht mehr quälen können (oder wollen). Woran das auch immer liegen mag.

Von nichts kommt nichts. Ich mag den Spruch nicht sehr, aber in der Sache ist er richtig. Woher kommt diese Erwartungshaltung, dass einem alles in den Schoß fällt? Wenn ich mich für etwas anstrengen muss, kommt es nicht in Frage.

Immer nur Privatfernsehen, Selfies posten und Tic Tocs machen. Wenig Platz für Werte wie Anstand, Bescheidenheit, Disziplin, Empathie, Fairness, Fleiß, Fürsorglichkeit, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Loyalität, Pflichtgefühl, Rücksichtnahme, Selbstdisziplin, Sorgfalt, Treue, Zuverlässigkeit.

Ich hatte während des Lockdowns im Frühjahr kurz die Hoffnung, dass die Menschheit aufwacht und sich der Absurdität des Lebens immer nur auf der Überholspur bewusst wird (um es mit Papst Franziskus zu sagen, ich verweise auf diesen Beitrag hier). Diese Hoffnung habe ich nicht mehr.

Alle Zeit und Kraft wird aufgewendet, um nach Besitz zu streben in der Hoffnung, daraus Erfüllung, Anerkennung und Befriedigung zu bekommen. Der Sinn des Lebens ist ein Porsche.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin sehr für wirtschaftliches Handeln. Sozial sein muss man sich leisten können. Geld verdienen ist nicht per se schlecht. Ich meine nur, dass es als einziger Lebenszweck vielleicht am Ende doch etwas zu wenig ist und der Zusammenhalt unter den Menschen und die Natur auf der Strecke zu bleiben drohen. Aber was das angeht, bin ich ja ohnehin Pessimist.

Und das Fazit?

Und wenn ich wüsste, dass die Welt morgen untergeht, so würde ich dennoch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

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