Eben im Fernsehen eine Doku über “berühmte” Serienbetrüger gesehen. Einer hat ein Musikfestival in der Karibik organisiert. Da das Festival keine Geschichte hat, musste das Problem gelöst werden, die Leute davon zu überzeugen, in Vorlage zu gehen und ziemlich teure Tickets zu kaufen (ohne zu wissen, was genau am Ende rauskommt und wie (bzw. ob) es werden wird).
In dem Zusammenhang spielten neben – vermeintlich – Prominenten auch sog. Influencer eine entscheidende Rolle. Das hat mich daran erinnert, dass ich das noch nie verstanden habe.
Influencer fabulieren also von irgendeinem tollen neuen – nie dagewesenen – Festival und unzählige Leute buchen daraufhin ziemlich teure Tickets. Was steckt hinter diesem Phänomen?
Ich meine nicht das Phönomen, dass jemand auf einen Betrug hereinfällt. Das erlebe ich in meiner Praxis als Anwalt immer wieder. Um nicht zu sagen täglich. Dazu könnte ich nicht nur einen kurzen Blog-Eintrag schreiben, sondern ein ganzes Buch. Mindestens ein Heft. Rufen Sie mich an, bevor Sie ein Investment vornehmen, ich erkläre Ihnen ganz genau, woran Sie erkennen, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt oder nicht. Aber zurück zu den Influencern:
Was in drei Teufels Namen soll das mit diesen Influencern? Eine kurze Recherche ergibt:
Als Influencer (von englisch to influence ‚beeinflussen‘) werden seit den 2000er Jahren Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in sozialen Netzwerken als Träger für Werbung und Vermarktung in Frage kommen (sogenanntes Influencer-Marketing).
Ich lerne gerade, dass man durch das gezielte Ansprechen und Instrumentalisieren einflussreicher Einzelpersonen ein breiteres Publikum erreichen kann als mit herkömmlichen weit und beliebig gestreuten Werbemaßnahmen. Gewinnt der Vermarkter einen Menschen, der in mehreren sozialen Netzen hohes Ansehen genießt und dort viele „Freunde“ und „Follower“ hat, verkauft sich das Produkt über den wirksamen Mechanismus der Mundpropaganda.
Unternehmen setzen Influencer gezielt für Marketing- und Kommunikationszwecke ein, um eine bestimmte Zielgruppe großräumig zu erreichen. Im Jargon der Werbewirtschaft sind „Influencer […] die neuen Supertargets im Marketing. Als Multiplikatoren und Meinungsführer stehen sie im Zentrum ihres eigenen Netzwerks und sind rege mit anderen vernetzt. Sie stärken die Reputation eines Anbieters, verhelfen Produkten, Marken und Services zum schnellen Durchbruch und sichern so den Erfolg.
Meine Meinung: Geht´s noch?! Sind jetzt alle komplett übergeschnappt und verblödet? Oder ist das am Ende eine Generationensache, die meine Generation nicht mehr nachvollziehen kann?
Wahrscheinlich letzteres. Wie auch. Ich bin weder auf Instagram, Facebook und wie diese ganzen – angeblich – sozialen Netzwerke sonst noch so heißen mögen.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich habe grundsätzlich nichts gegen Elektronik und auch nichts gegen die besagten Medien. Soll von mir aus jeder nach seiner Facon selig werden.
Ich warne nur vor einer massenhaften Ver(bl)ödung und emotionaler Vereinsamung.
Vereinsamung bei hunderten von Followern oder Friends, etc.? Ich fürchte, dass es etwas mit Menschen macht, wenn sich ihre sozialen Kontakte zu stark auf der “virtuellen” Ebene abspielen. Nur so ein Gefühl, aber ich persönlich halte das für sehr bedenklich.
Fakt ist jedenfalls, dass mir die in dem Beitrag gezeigten Influencer mal getrost den Buckel runterrutschen können. Oberflächliche, durchgestylte (Schminke und Bleeching scheinen zur zwingenden Grundausstattung eines ordentlichen Influencers zu gehören) belangloses Zeug faselnde junde Menschen beeinflussen mein Kaufverhalten nicht.
Da es sie aber offenkundig massenhaft gibt, muss es ja zwangsläufig eine “Berechtigung” dafür geben. Und das macht mir große Sorgen. Und ist in meinen Augen ein sicheres Indiz für die fortschreitende Verdummung der Gesellschaft(en).
Keine Ahnung haben, wer Theodor Fontane, Heinrich Heine, Kaspar David Friedrich, Giacomo Puccini, Enrico Caruso, Rudolf Diesel, Werner von Siemens waren und was sie gemacht haben, aber über irgendwelche nutzlosen Klamotten rumschwafeln, die unter erbärmlichen Umständen von Kindern in der Dritten Welt unter Vergiftung der Umwelt hergestellt werden. Friday for Future Demo, aber vorher noch ein paar Pakete bei Zalando ordern und bei Nichtgefallen kostenfrei zurückschicken. Da wird mir ehrlich gesagt ein bisschen Bange um die Zukunft des Planeten.
Da aber nach meiner Beaobachtung jede Generation auf die nachfolgende geschimpft hat und ihr Verdummung und Desinteresse an den wirklich wichtigen Themen vorwarf, tröste ich mich damit, dass ich jetzt wahrscheinlich einfach nur denselben Fehler mache und es in Wahrheit gar nicht so schlimm ist. Äußerst positive Anzeichen sehe ich bei den Studenten, die ich – selten aber regelmäßig – im Arbeitsrecht quäle. Da gibt es einige sehr hoffnungsvolle Kandidaten, die mich äußerst optimistisch stimmen.