Letzten Sonntag auf 3-sat den philosophischen Stammtisch mit Philipp Blom gesehen (“Die Natur schlägt zurück”). Herr Blom ist ein deutscher Schriftsteller, Historiker, Journalist und Philosoph.
Neben etlichen anderen klugen Gedanken hat sich mir besonders eingeprägt (ich gebe in meinen Worten wieder):
1.) Der (westliche) Mensch neigt dazu, sich nicht als Teil der Natur zu betrachten. Er ist sozusagen schon unangenehm berührt, wenn man ihn als Säugetier bezeichnet. Folge: Der Mensch nimmt sich aus der Natur heraus, was er möchte. Dann ist Natur okay für ihn.
2.) Der Mensch hat Schwierigkeiten zu realisieren, dass man in einem endlichen System kein unendliches Wachstum haben kann. Wenn dieses Wachstum die natürlichen Systeme immer weiter angreift, dann greift es sozusagen sich selbst an.
3.) Die Gesellschaften, die wir wollen, um unsere ethischen Ideen verwirklichen zu können, hingen bislang immer von einer robusten Wirtschaft ab. Dummerweise zerstört diese robuste Wirtschaft aber unsere Lebensgrundlagen. Das ist das entscheidende Dilemma.
4.) Demokratie verlangsamt Entscheidungen und fördert Kompromisse. Deshalb ist diese Gesellschaftsform nicht geeignet, um die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu beenden.
5.) In der Ökonomie geht es bislang um Kapitalströme, Maschinen, Produkte, etc. aber nicht um saubere Luft und sauberes Wasser. Das ist erstaunlich, weil der Mensch Teil der Natur ist. Er müsste ein Interesse daran haben, die Meere sauber zu halten, den Regenwald und das Polareis zu bewahren. Diese Dinge spielen aber immer noch eine erstaunlich geringe Rolle.
6.) Der Mensch ist nicht so wahnsinnig wichtig für die Natur. Plankton und Ameisen sind viel wichtiger. Nur für Menschen sind Menschen am wichtigsten.
7.) Die Menschenrechte sind in Wahrheit nur eine schöne Fiktion, wie uns die Flüchtlings-Thematik lehrt. Während wir das Weihnachtsfest gefeiert haben, haben Flüchtlinge auf Lesbos im Schlamm gesessen und wir haben uns nicht um sie gekümmert. Menschenrechte sollen am liebsten nur dann vollständig gelten, wenn die Menschen bei sich zu Hause bleiben („Genießen Sie Ihre Menschenrechte bitte zu Hause”). Wenn selbst die Menschenrechte nur eine Fiktion sind leuchtet nicht ein, warum wir dann nicht auch beispielsweise Pflanzen oder Flüssen Rechte geben oder anderen Primaten (Stichwort Massentierhaltung) oder beispielsweise auch einer zukünftigen Generation (auf Lebensgrundlagen zum Beispiel).
8.) Wir müssen unser Naturverhältnis radikal überdenken, sonst steuern wir auf den Abgrund zu.
9.) Es gibt aktuell keine Zukunftsvision, an die die Gesellschaften glauben. Es geht nur noch darum zu bewahren, was wir bereits erreicht haben. Das führt dazu, dass sich immer mehr Menschen von der Politik abwenden. Damit werden die Gesellschaften anfällig für Diktatoren/Autokraten.
10.) Was wäre eine erstrebenswerte Zukunftsvision, also eine, hinter der die Gesellschaften stehen? Vorschlag: Wir tun alles dafür, um die Grundlagen unseres Lebens zu entgiften. Selbst wenn das Geld kostet.
11.) Wir werden von künftigen Generationen daran gemessen werden, wie wir mit dem Klimanotstand umgegangen sind. Im Moment läuft es darauf hinaus, dass man unsere Generation so bewertet: Die wussten schon alles, waren die verschwenderischste Generation der Menschheitsgeschichte, die sich weigerte, etwas daran zu tun und sich dachte, das kann ja lieber jemand anderes tun.